In diesem Jahr hat sich Rainer Brauer zu einem guten Stück in der Schweiz umgesehen, aber nicht bei den Autor*innen, sondern bei den Verlagen. Mit feinem Gespür hat er dabei auch die Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk mit ihrem Roman "Unrast" zu einem Zeitpunkt aufgespürt, als die gesamte Kritikerzunft noch nicht wusste, wie man sie schreibt. Er hat seinem Vortrag unter anderen ein Zitat von Pamela Anderson vorangestellt:
"Männer, die Pornos gucken, sind schlechte Leser. Mutige Männer, die lesen und sich in der Welt engagieren, sind sexy."
Nun wissen Sie, was Sie erwartet.
Mit »Liebe Kitty« hat Anne Frank eine der bekanntesten Tagebuch-Adressatinnen und eines der wichtigsten Zeugnisse der Greueltaten des Nationalsozialismus hinterlassen. Sich der eigenen Existenz vergewissern, Ungeheuerliches und Alltägliches festhalten, einen inneren Monolog führen - die Gründe fürs Tagebuchschreiben sind so unterschiedlich wie ihre Autorinnen und geben unmittelbaren Einblick in individuelle und gesellschaftspolitische Entwicklungen, schärfen aber auch den Blick für aktuelle Geschehnisse und zukünftige Szenarien. Gute Gründe, einen Streifzug durch Tagebücher aus den 30er und 40er Jahren von u.a. der Niederländerin Etty Hillesum (»Das denkende Herz«), den Künstlerinnen Charlotte Salomon (»Leben? Oder Theater?«) und Käthe Kollwitz (»Die Tagebücher«) - und nicht zuletzt in die philosophisch motivierten »Denktagebücher« von Hannah Arendt zu unternehmen.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der VHS Bonn (Kurs 6101)
Eigentlich wollten Victoria Bredon und Jeremy Ryder ihre Hochzeitsreise genießen. Aber der Mord an einer jungen Frau und ein unschuldig Verdächtigter lassen dies nicht zu. So enthüllen sie im Irland des Jahres 1908 ein abscheuliches Verbrechen.
Diese Reihe stellt 16 Reiseberichte aus den Jahren 1783 bis 1816 vor, die dem geneigten Publikum die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten des Rheintals zwischen Mainz und Düsseldorf, auch in Teilabschnitten, schilderten. Vier Autoren sind Briten, ein anderer Italiener; zwei Autoren sind weiblich.
Die Reihe beginnen SCHOENEBECK (DE), BERTOLA (IT) und GARDNOR (GB), die unmittelbar vor dem Schicksalsjahr 1789 den Rhein bereisen und von denen der eine oder andere
Schriftsteller später ausdrücklich oder heimlich abschreibt. Bei ihnen und ihren Nachfolgern kommen zusammen
a) der Drang nach enzyklopädischem Wissen,
b) das Reisebedürfnis höherer gebildeter Schichten,
c) in Teilen das Aufkommen der Mittelalter-Begeisterung (Burgruinen, Ritterthemen),
d) die Aufgeschlossenheit und Begeisterung für die Erscheinungen der Natur – im Vorgriff auf die Romantik,
e) in Teilen die Auseinandersetzung mit dem ancien regime am Rhein – zunächst als Rechtfertigung, später als Abrechnung.
Also, raus aus dem Sessel, Tür auf und vor die Haustür getreten.
Das Liebesgedicht ist nicht wegzudenken aus der großen Gattung der Lyrik:
Angefangen bei den Hochzeits- und Liebesliedern der griechischen Dichterin Sappho
über die Minnegesänge eines Walther von der Vogelweide bis hin zu den
experimentellen Stücken von Ernst Jandl und Friederike Mayröcker oder den
sprachgewaltigen, immer wieder von Verlustängsten geprägten Gedichten einer
Ingeborg Bachmann. Ernstes und Heiteres, Existenzielles und Fantastisches – die
thematische und stilistische Bandbreite der Liebesgedichte ist groß. Ein heiterer bis ernster Abend über ausgewählte Liebesgedichte von Sappho bis Jan Wagner, ihre
Entstehungsgeschichten und Rezeptionen zu unterschiedlichen Zeiten, gemäß
Wisława Szymborskas Motto: »Poesie ist das, was man zum Leben benötigt – ohne
genau zu wissen, wieso.«
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der VHS Bonn (Kurs 6103)
Der Wald ist mal Sehnsuchtsort, mal magischer Rückzugsraum und immer für eine
abenteuerliche Überraschung gut. Egal, ob es sich um das umstrittene Gebiet des
Hambacher Forsts, den Märchenwald der Gebrüder Grimm oder um aktuelles Nature
Writing handelt: So facettenreich wie der Mythos Wald, sind auch die Geschichten
und Gedichte, die im Laufe der Jahrhunderte aus und um ihm entstanden sind. Eine
unterhaltsame, aber auch politische Entdeckungsreise durch die unterschiedlichsten
Wälder und ihre Hintergründe in der Literatur: Angefangen bei Henry Thoreaus
Einsiedlerbericht »Walden« über Sehnsuchtsgedichte der Romantiker bis hin zu
Peter Wohllebens Bestseller »Das geheime Leben der Bäume«.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der VHS Bonn (Kurs 6102)
Eva de Voss und Rudolf Selbach haben es sich zur Aufgabe gemacht, zu Unrecht vergessene Stücke der deutschen Literatur auszugraben. In loser Folge werden sie uns Texte und AutorInnen vorstellen, die nicht dem gängigen Kanon angehören, die aber nicht weniger literarisch bedeutsam sind als ihre bekannten Vettern und Cousinen. An diesem Abend kommen Hans Henny Jahnn und der galizische Schriftsteller Bruno Schulz mit 'Nicht geheure Geschichten' zu Gehör.
Deutschland, im November 1972: Niemand kennt das Bonner Polittheater besser als Hilde Kessel, legendäre Wirtin des Rheinblicks. Bei ihr treffen sich Hinterbänkler und Minister, Sekretärinnen und Taxifahrer. Als der Koalitionspoker nach der Bundestagswahl härter wird, wird Hilde in das politische Ränkespiel verwickelt. Verrat ist die gültige Währung. Gleichzeitig kämpft in der Abgeschiedenheit einer Klinik auf dem Venusberg die junge Logopädin Sonja Engel mit Willy Brandt um seine Stimme, die ihm noch in der Wahlnacht versagte. Doch auch sie gerät unter Druck. Beide Frauen sind erpressbar. Für Hilde steht ihre Existenz auf dem Spiel, Sonja will ihre kleine Schwester beschützen.
Köln, Juni 1947. Eine Hitzewelle plagt die von Krieg und Hunger gezeichnete Stadt. Friederike Matthée von der Weiblichen Polizei untersucht den Mord an einer früheren Kollegin. Die Beamtin überwachte während des Nationalsozialismus die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Polizeilichen Jugendschutzlagern. Die Zustände dort gehen Friederike nahe, Erinnerungen an ihre Flucht aus Ostpreußen werden in ihr wach. Der Fall bringt sie und Richard Davies von der Royal Military Police wieder zusammen. Dieser befasst sich mit dem Mord an einer britischen Fliegerbesatzung. Friederike überschreitet einmal mehr ihre Befugnisse, um den Fall aufzuklären.
Die bayerische Revolution und Räterepublik von 1918/19 sind eng mit Schriftstellernamen verknüpft, die sich mal mehr, mal weniger an den damaligen politischen Geschehnissen beteiligt haben – Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf, Thomas Mann, Erich Mühsam oder Ernst Toller, um nur ein paar Namen zu nennen. Von Frauen ist nach wie vor eher selten die Rede – umso erstaunlicher, als am 12. November 1918 endlich das Frauenwahlrecht eingeführt und zu grundlegenden Änderungen führen wird. Anlässlich des 100jährigen Jubiläums ein guter Grund, um einen Streifzug durch die Schriften und Biografien der politischen Aktivistinnen von damals zu machen; im Fokus: Anita Augspurg, Lida Gustava Heymann, Ricarda Huch und Hertha Koenig.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Bonn (Kurs 6104)