Unsere Empfehlungen

Liebe Lesende,

hier versorgen wir Sie mit unseren Leseempfehlungen, die Sie gerne über den Shop hier oder bei uns im Laden bestellen können. Wenn Sie weitere Lesetipps brauchen oder ein wirklich gutes Buch verschenken möchten, stehen wir auf allen Kanälen für eine Beratung zur Verfügung.

Ihr Team der Lese-Eulen von Schwarz auf Weiß

Die Liebe an miesen Tagen Ewald Arenz

gebunden

Das Buch in einem Satz: Clara und Elias verlieben sich wider Erwarten ineinander, wobei das eigene Ego und gemachte Erfahrungen sie mit angezogener Handbremse fahren lassen.

Lesenswert, weil das Finden der ersten, großen Liebe im fortgeschrittenen Alter genauso aufregend ist wie mit süßen 17 Jahren – und gleichzeitig ganz anders.

Für alle, die wunderschöne und treffend formulierte Stellen in Büchern anstreichen. Aber Achtung: In diesem Buch geht es schon ab Seite sechs damit los.

Als Erwachsene konnte ich das Abwägen und Überdenken, aber auch das Ego der beiden Hauptfiguren sehr gut nachempfinden. Dass ich allerdings von dieser Sprache so mitgerissen würde, habe ich nicht erwartet.

Es geht um Clara, eine Mittvierzigerin mit dementer Mutter und einer Kündigung in der Hand, und Elias, einen Theaterschauspieler mit Tochter und einer Eigentlich-aber-doch-nicht-so-richtig-Freundin. Die beiden lernen sich kennen und stellen fest, dass mit der richtigen Person kein sich Verstellen oder Zurückhalten nötig sind. Sie werden ein Paar, das sich aber nicht Hals über Kopf in eine Beziehung stürzt, sondern sich trotz emotionalem Gepäck trauen muss, glücklich zu sein – ganz ohne Sicherheitsnetz.

Ungefähr in der Mitte des Romans habe ich mich gefragt, was könnte denn jetzt noch kommen? Aber dann holt der Herr Arenz einmal so richtig Schwung und hat mich auf eine wilde Fahrt mitgenommen. Ich gestehe, dass es zum Ende hin ganz schön dramatisch zugespitzt ist, aber ich habe bis zuletzt mitgefiebert, war glücklich, traurig und wütend und wollte einfach wissen, wie und ob es mit Clara und Elias endet. Diesen Roman MUSSTE ich bis morgens halb zwei auslesen.

Das war mein erster Ewald Arenz-Roman, aber definitiv nicht mein letzter!

Hier ist eine der von mir angestrichenen Stellen im Roman:
„Im Ganzen fuhr ein Zug auch dann zum falschen Ziel, wenn man in ihm gegen die Fahrtrichtung ging.“ (S. 116).

Eure Anja vom Team Schwarz auf Weiß

zum Produkt € 24,00*

Die Inkommensurablen Raphaela Edelbauer

gebunden

Das Buch in einem Satz: Pferdeknecht Hans, Adelsspross Adam und angehende Mathematikerin Klara erleben die letzte Nacht vor der Mobilmachung des Ersten Weltkrieges.

Lesenswert, weil es ein wirklich gut gemachtes Stimmungsbild der alten und der jüngeren Generation kurz vor dem 1. Weltkrieg ist.

Für alle, die „Die Welt von gestern“ von Stefan Zweig mögen und die Zeit in Wien, wie es sie nach dem 1. Weltkrieg nicht mehr gab, in nur einer Nacht kennenlernen möchten.

Die Welt passt nicht mehr. Diesen Gedanken hatte ich mehrfach beim Lesen. So, wie es jetzt am Vorabend des Ersten Weltkrieges ist, kann und wird es nicht bleiben.

Es geht um drei junge Menschen, die aus völlig verschiedenen Gesellschaftsschichten in Wien zusammenkommen (also eigentlich inkommensurabel sind): Pferdeknecht Hans ist zum ersten Mal in Wien und allein vom Trubel der Großstadt schier überwältigt. Adam soll als adliger Sohn in die militärischen Fußstapfen seiner Familie treten. Er hat aber gar kein Verlangen danach, sich an der Front erschießen zu lassen für eine Welt, deren Werte er nicht vertritt. Klara möchte als eine der ersten Frauen an der Universität von Wien in Mathematik promovieren. Sie hat ihre ärmliche Herkunft überwunden, doch der Weltkrieg droht, ihre Pläne zu durchkreuzen.

Die drei streifen am Vorabend des Ersten Weltkrieges durch die Stadt und nehmen an einer (irrsinnig gut geschriebenen) Debatte der alten Generation über den Krieg teil, den diese rückwärtsgewandt glorifiziert, aber selbst nicht daran teilnehmen wird. Sie ziehen hinaus ins Viertel der Ärmsten der Armen und enden in einer Drogenhöhle, wo sie sich dann dem allmächtigen Krieg stellen müssen, der die ganze Welt in Flammen setzen und für immer verändern wird.

Allein beim Schreiben merke ich, was die Autorin alles in nur 350 Seiten hineingeschrieben hat. Das Thema der Psychoanalyse war zudem ein spannendes Gedankenspiel, wobei für mich persönlich die Schilderungen der Stadt und der Menschen die Qualität des Romans ausgemacht haben. Allein die Ankunft von Hans am Bahnhof ist großartig und authentisch geschildert.

Eure Anja vom Team Schwarz auf Weiß

zum Produkt € 25,00*

Das Haus über dem Fjord Kristin Valla

gebunden

Das Buch in einem Satz: Beim Entrümpeln ihres Elternhauses lernt Elin ihre Eltern und ihre Familie erst richtig kennen.

Lesenswert, weil es so schön melancholisch geschrieben ist und wir uns alle fragen, was wir vom Leben eigentlich erwarten.

Für alle, die Geschichten über Familien, geheimste Geheimnisse und spannende Wendungen mögen.

Von einem Moment auf den anderen verändert sich das Leben von Nesthäkchen Elin, deren Brüder und Vater bei einem Erdrutsch verschlungen werden. Als nun auch ihre Mutter stirbt, möchte sie das Haus ihrer Familie verkaufen. Sie nähert sich früheren Nachbarn und Menschen wieder an, die Anteil an ihrem Leben nehmen und schon immer nahmen. So auch Ola, in den sie einst verliebt war, aber nie richtig zu ihm fand.

In Gesprächen und anhand von Dokumenten erfährt sie von einem Ferienhaus in Frankreich, das ihre Eltern gekauft haben, von dem sie aber nichts wusste. Sie reist dorthin und erfährt erst dort, wer ihre Eltern eigentlich waren. Gleichzeitig hilft ihr diese Reise, um sich selbst zu finden und zu erkennen, was genau sie eigentlich im Leben will.

Mir hat die melancholische Stimmung im Roman sehr gut gefallen. Die Rückkehr an den Ort der Geburt ist in der Literatur ja ein sehr beliebtes Motiv, aber Kristin Valla hat dies mit der Frage, wer unsere Eltern eigentlich sind, wirklich spannend verknüpft. Die Enthüllungen über die Eltern sind alles andere als gewöhnlich. Sie zeigen sozusagen die andere, die nicht-elterliche Hälfte ihrer Eltern.

Eure Anja vom Team Schwarz auf Weiß

zum Produkt € 24,00*

Anatomy Dana Schwartz

kartoniert

Das Buch in einem Satz:
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts versucht eine medizininteressierte junge Frau ihren Traum zu verwirklichen und verliebt sich dabei in den Mann, der ihr Leichen verkauft, an denen sie üben kann.

Lesenwert, weil:
Unterhaltsam und ungewöhnlich

Für alle Fans von
Jugendbüchern und Liebesgeschichten in einem außergewöhnlichen Setting.

Als junge Frau guten Standes ist Hazels Zukunft schon klar: Sie wird einen einflussreichen Mann heiraten und diverse gesellschaftliche Veranstaltungen ausrichten. Doch sie wünscht sich nichts sehnlicher als Chirurgin zu werden. Per Zufall begegnet sie Jack - einem Auferstehungsmann, der Leichen ausgräbt und zu Übungszwecken an Ärzte verkauft - und sieht in ihm eine Chance, ihren Traum doch zu verwirklichen. Sie übt im Verborgenen für die Arztprüfung. Doch die Leichen, die Jack besorgt, sind zum Teil merkwürdig zugerichtet. Irgendetwas scheint hier nicht mit rechten Dingen zuzugehen...

Diese Geschichte zieht einen in das Edinburgh des 19. Jahrhunderts und lässt einen um Hazels und Jacks Schicksal bangen. Es gibt Leichen, düstere Friedhöfe, seltsame Ärzte, mysteriöse Krankheiten und dazwischen auch ein bisschen Liebe. Was will man mehr für ein Lesevergnügen? Zugegeben, ganz realistisch ist die Handlung nicht. Das muss sie aber auch nicht unbedingt sein, denn unterhaltsam ist das Buch allemal.... und erfrischend: Denn wie oft liest man von einem Jungen, der Leichen ausgräbt und sich in das Mädchen verliebt, das genau diese toten Körper für Übungszwecke vor seinen Augen auseinandernimmt?

Und das schöne Cover schadet dem Buch auch nicht...

Eure Katja vom Team Schwarz auf Weiß

zum Produkt € 16,95*

Aufklärung Angela Steidele

gebunden

Das Buch in einem Satz: Die Tochter von Johann Sebastian Bach zeigt auf, dass die Frau des Literaturprofessors Gottsched nicht nur das brave Frauchen am Herd war – wie so viele Frauen der Aufklärung es nicht waren.

Lesenswert, weil man erfährt, dass Männer Wadenattrappen in Deutschland trugen und die Frauen weit mehr als nur Zierde ihrer Männer waren.

Für alle, die sich für die Literaturszene und Musik im 18. Jahrhundert interessieren und starke Frauen mögen.

Angela Steidele hat sich mit Dorothea Bach eine eher unbekannte Tochter des Komponisten Johann Sebastian Bach als Erzählfigur ausgesucht, die sich aber mühelos zwischen den Künstlern jener Zeit bewegen konnte, um uns einen spannenden Blick hinter die Kulissen der Aufklärung zu gewähren.

Aufhänger des Romans ist der Nachruf des Literaturprofessors Johann C. Gottsched auf seine junge Frau Luise, denn ein ihm ergebenes Hausfrauchen wie er meint, war sie nicht. Dorothea erzählt, wie belesen und wissenschaftlich interessiert Luise ist – auch wenn ihr Mann sie gern als seine Sekretärin für Kopierarbeiten verwendete, da ihre Handschrift so schön sei. Dorothea selbst wirkt aktiv an der Entstehung des Weihnachtsoratoriums ihres Vaters mit und es zeigt sich, dass die Frauen, obwohl im Schatten der Männer, einen sehr großen Anteil an bedeutenden Werken hatten.

Mir gefällt besonders gut, dass man als Leser:in bei Gesprächen auf Abendveranstaltungen und in den Salons quasi mit dabei ist und so ganz nebenbei die „Stars“ während der Aufklärung trifft, wie Lessing, der das Theater zur Erziehung nutzen will und Gottscheds Regelkunst übernimmt, während dann der junge Goethe später genau diese Regelpoetik sprengen wird. Man erfährt so viel über die Probleme des Druckens von Noten oder über das „Twitter“ jener Zeit, nämlich kleine Zettelchen, die meist anonym verteilt und dann besprochen wurden.

Während ich das schreibe, fallen mir noch so viele spannende und unterhaltsame Dinge ein, die ich während des Lesens ganz nebenbei erfahren habe, wie zum Beispiel, dass die Frauen früher Zuhause selbst Bier brauten oder dass Professorenstellen an der Universität nicht bezahlt wurden oder …. ????

Eure Anja vom Team Schwarz auf Weiß

zum Produkt € 25,00*

Unschuld Takis Würger

gebunden

Das Buch in einem Satz:
Tochter versucht verzweifelt die Unschuld ihres zum Tode verurteilten Vaters in nur 35 Tagen zu beweisen und stößt auf unerwartete Geschehnisse in der Vergangenheit.

Lesenswert weil
Spannend wie ein Krimi, aber tiefgründiger Gesellschaftsroman über die Probleme in den USA der Gegenwart.

Für alle, die gern
Kriminalromane, Gesellschaftsromane und „Der Club“ von Takis Würger lesen.

Back to the Roots – so könnte man den neuen Roman „Unschuld“ von Takis Würger sehen. Wie im Roman „Der Club“ widmet sich die Geschichte oberflächlich betrachtet einer Straftat. Molly Carver versucht in 35 Tagen die Unschuld ihres Vaters zu beweisen, bevor er hingerichtet werden soll. Das Verbrechen liegt 10 Jahre zurück. Ihr Vater soll Caspar Rosendale, Spross der reichsten Familie am Ort, ermordet haben. Molly kann dies nicht glauben und wagt einen verzweifelten Versuch, indem sie sich im Haus der Rosendales als Hausmädchen einstellen lässt. In Rückblenden erfahren wir, wie die letzten Tage von Caspar ausgesehen haben.

Ich fand das Buch spannend geschrieben mit sympathischen Figuren, die gebrochen sind, egal ob sie im Trailer oder in der Villa aufgewachsen sind. Wie auch bei „Der Club“ hält Takis Würger das Brennglas auf einen bestimmten Ausschnitt der in diesem Fall amerikanischen Gesellschaft. Somit sind seine Bücher gleichzeitig Sozialstudien und vielschichtiger als ein Whodunit-Krimi. Kurze Sätze, szenisches Schreiben, das prägt den Roman und macht ihn umso mehr zu einem Buch, das ich unbedingt weiterlesen musste. Takis Würger hat die Schauplätze in Rosendale, Hudson Valley, monatelang besucht, war im Diner und in der Buchhandlung vor Ort. Und das merkt man dem Roman an: alles wirkt „echt“ und lebendig.

Also Ihr Buchstabenverschlinger: klare Leseempfehlung.

Herzlichen Dank an den Penguin Verlag für das Leseexemplar.

Eure Tanja vom Team Schwarz auf Weiß

zum Produkt € 22,00*

Liebe ist gewaltig Claudia Schumacher

gebunden

Das Buch in einem Satz
Heile Kleinstadt-Fassade nach außen, prügelnder Vater in der Villa und ein Mädchen, das versucht, Heilung zu finden.

Lesenswert weil
Großartig, verstörend, Eindruck hinterlassend und eben großartig!

Für alle Fans von
„Die Wut die bleibt“, Mareike Fallwickl, „Lügen über meine Mutter“, Daniela Dröscher – guten Büchern, die etwas Wichtiges zu erzählen haben.

Den ersten Teil von „Liebe ist gewaltig“ aus der Feder von Claudia Schuhmacher habe ich in einem Rutsch durchgelesen. Wie uns die 17jährige Juli von ihrem Alltag aus Hass, Angst, Erniedrigung und Gewalt erzählt, hat einen solchen Sog entwickelt, dass ich wie gebannt weiterlesen musste. Der schnodderige Ton, ein rasantes Tempo und unglaublich gute Szenen lassen einen kaum Luft holen beim Lesen.
Der gewalttätige Vater hat die Mutter und die vier Geschwister im Griff. Die Mutter ist zwar erschüttert, wenn er die Kinder verprügelt, aber sie schweigt und ist seine Erfüllungsgehilfin. Im Laufe des Buches folgen wir Juli in ihrem Leben nach Berlin, in die Schweiz, wie sie versucht, Halt und Heilung zu finden, „normal“ zu sein. Jeder Lebensabschnitt endet mit einer Katastrophe, einem BÄM.

Claudia Schuhmacher hat so unglaublich eindrückliche Sätze für die Gedanken ihrer Protagonisten gefunden: „Ich beiße auf ein Kügelchen (im Eis), ein Frostblitz fährt mir in die Stirn, kein Wimpernzucken. Schmerz amimisch wegstecken gehört zu meinen Kernkompetenzen.“ Und für die Atmosphäre ihres Aufwachsens: „Bei uns gab es weder Schokolade noch Chips, aber Selbsthass für alle.“

Das Ende ist glücklicherweise versöhnlicher, sodass man nicht völlig zerstört aus diesem grandiosen Buch wieder auftaucht. Claudia Schumacher hat die perfekten Worte für ihre Geschichte gefunden. Herausgekommen ist ein sprachgewaltiges Debüt! Eines meiner absoluten Jahres-Highlights 2022.

Eure Tanja vom Team Schwarz auf Weiß

zum Produkt € 22,00*

Jack Bannister - Herr der Karibik Mac P. Lorne

kartoniert

Das Buch in einem Satz: Der aufrechte 1. Offizier der Royal African Company fühlt sich von Ehefrau und Vorgesetzten hintergangen und wird einer der gefürchtetsten Freibeuter der Karibik, um sich gnadenlos zu rächen.

Lesenswert, weil die Seeschlachten so spannend und treffend formuliert geschildert werden und es diesen ruhmreichen Jack Bannister wirklich gegeben hat.

Für alle, die die Fluch der Karibik-Filme lieben und sich nach der Arbeit in ein Abenteuer stürzen möchten.

Ich habe genau zwei Tage für diesen Roman gebraucht und das dürfte eigentlich schon alles sagen. Was für eine spannende Geschichte. Kein schwülstiger Piratenroman mit schnulzigem Ende, sondern ein Buch über einen aufrechten Mann, dessen Weg im Leben ein anderer wird, als er dachte.

Jack ist ein ehrgeiziger Mann, der es eines Tages zum Kapitän der Royal Navy bringen möchte. Während eines Angriffs von zwei Piratenschiffen ergreift er das Kommando und kann dank cleverer Segelmanöver entkommen, was ihm zu Ruhm und Ehre gereicht. Er wird Kapitän der Golden Fleece; allerdings muss er erkennen, dass er diese Beförderung wohl auch den Gefälligkeiten seiner Frau gegenüber seinen Vorgesetzten zu verdanken hat. Verletzt und rachsüchtig rüstet er sein Schiff auf und sagt der als unbezwingbar geltenden Royal Navy den Krieg an. Er kapert ihre Schiffe und wird auch von den Freibeutern der Tortuga, u.a. Henry Morgan, geachtet.

Ich liebe Geschichten, die sich um gnadenlose Rache drehen und es gab einige Momente, da fühlte ich mich an Dumas‘ „Der Graf von Montechristo“ erinnert. Allerdings sind es hier all die nautischen Begriffe, die spannenden Seeschlachten und Einblicke in die Seefahrt des 17. Jahrhunderts, die mich fasziniert haben.

Eure gefürchtete Anja der sieben Weltmeere

zum Produkt € 17,99*

Das Leuchten der Rentiere Ann-Helén Laestadius

gebunden

Das Buch in einem Satz:
Die Samí Elsa wird im nördlichen Schweden erwachsen und wehrt sich gegen strukturellen Rassismus, Gewalt gegen ihre Rentiere und die Ignoranz der Behörden.

Lesenswert weil es einem das Leben der Sámi näherbringt, klug und spannend erzählt.

Für alle, die neugierig auf Neues sind und coming of age Romane mit einer starken Frauenfigur mögen.

Es gibt Bücher, deren Titel, Cover, Klappentext und Autorenbiographie reichen, damit sie auf dem Lesestapel landen. So geschehen mit „Das Leuchten der Rentiere“ von Ann-Helén Laestadius, übersetzt von Maike Barth und Dagmar Mißfeldt. Vielen Dank an den Hoffmann und Campe Verlag für das Leseexemplar. Nicht nur mir ging es so, sondern vielen anderen auch (deswegen war es zwischenzeitlich nicht lieferbar).

Mit 9 Jahren muss Elsa mit ansehen, wie ihr Rentierkalb Nestegallu grausam zu Tode kommt. Als der Täter Elsa entdeckt, droht er ihr mit dem Tod. Mit diesem schweren Rucksack im Gepäck begleiten wir Elsa und ihre Rentierzüchter-Familie beim Heranwachsen zu einer selbstbestimmten Frau. Sie wehrt sich gegen den täglichen Rassismus und setzt die örtliche Polizei unter Druck.

Die Autorin ist gebürtige Sámi und weiß, wovon sie schreibt. Ich habe viel gelernt über das Leben der Sámen hoch im Norden, die als Rentierzüchter ihren Lebensunterhalt bestreiten und die Region nördlich des Polarkreises, die den Menschen alles abverlangt, um dort physisch und psychisch zu (über)leben. Die Autorin findet eindrückliche Bilder, sodass ich völlig eingetaucht bin in die Welt von Elsa. Diese Welt ist knallhart. Sie wäre es sowieso schon aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten, wird aber noch erschwert durch Klimawandel, strukturellen Rassismus, Ignoranz der Behörden und der daraus resultierenden hohen Selbstmordrate.

Ein Buch, das großartig geschrieben ist, durch dessen Geschichte man ein Stück in die Welt der Sámi eintaucht und durch das ein bisschen Magie weht.
Klare Leseempfehlung für alle Lesehungrigen.

Eure Tanja

zum Produkt € 25,00*

Hund, Wolf, Schakal Behzad Karim Khani

gebunden

Das Buch in einem Satz
Söhne einer aus dem Iran geflüchteten Familie versuchen in Berlin eine Heimat zu finden.

Lesenswert weil
Man beim Lesen jeden zweiten Satz unterstreichen möchte.

Für Fans
einer poetischen Sprache, auf der Suche nach dem besonderen Buch.

Behzad Karim Khanis Roman „Hund Wolf Schakal“ aus dem Hanser Verlag ist schon vielfach besprochen worden. Auch ich kann nicht anders, als Euch von diesem außergewöhnlichen Buch vorzuschwärmen. Khani erzählt von Saam, seinem Vater und Bruder Nima. Sie flüchten nach der Hinrichtung der Mutter aus dem Iran. Ihre Flucht endet in Berlin Neukölln. Der Vater arbeitet als Taxifahrer, die Jungs kommen in Kindergarten und Grundschule. Vom ersten Tag an nimmt Heydar Saam unter seine Fittiche – und das Tor zu den Clans von Neukölln ist geöffnet.

Von Anfang an hat das Buch einen Erzählton, der mich durch seine Sprachschönheit gefesselt hat. Khani schafft es im brutalen Rap-Sound der Straße und poetisch gleichzeitig zu schreiben: „Sie waren Ghettoplankton. Zellen, die der Wind vor sich hertreiben konnte. Ein Regen. Ein spontaner Reiz. Eine Stimmung. Ein Flackern. Ein Konflikt. Ein unbedachtes Zwinkern oder ein falsches Lächeln. Sie hätten auch auf Harmonie reagiert. Vielleicht sogar auf Liebe.“

Besonders die Figur Saams vereint die brutale Straßenrealität mit einer sanften Seele in sich. Wir tauchen ein in seine Welt: „Hier lebten sie. Hinter Mauern, errichtet nach dem großen Krieg, an einem Tiefpunkt der Architektur, als man nur gebaut hatte, um sich zu schützen. Vor der Kälte. Dem Regen. Dem Anderen. Und wo man nicht hätte bleiben wollen, hätte man je wollen gelernt. Hinter Mauern, die sichern sollten, aber nur ausschlossen. Sie ausschlossen. Von einem Dahinter, das nicht weniger trist, aber zumindest in Bewegung war.“

Ich wollte Saam wegzerren vom schlechten Einfluss, ihn beschützen vor den Entscheidungen, die er treffen muss, wenn er überleben will.
Ein Roman, der mich lange begleiten wird und beeindruckt hat. Lieber Behzad Karim Khani, ich freue mich auf Ihr nächstes Buch!
Liebe Bücherverschlinger, lest dieses Buch. Es wird Euch verändern.

Eure Tanja

zum Produkt € 24,00*

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