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Billy Summers ist Mitte Vierzig, ein Typ, mit dem man gerne mal ein Bier trinken würde. In seinem Leben hat er schon einiges durchgemacht und eigentlich steht er kurz davor, sich endgültig zur Ruhe zu setzen. Denn sein Beruf ist ungewöhnlich: Billy ist Auftragskiller. Aber wie er selber sagt: Er hat nichts dagegen für Verbrecher zu arbeiten, seine Opfer sind aber ausschließlich schlechte Menschen.
So ist er in der Zwickmühle, als ihm ein (allerletzter) großer Auftrag angeboten wird. Schließlich geht in den einschlägigen Geschichten und Filmen gerade so ein Coup immer schief. Tatsächlich kommt es wie es kommen muss und Billy muss schleunigst untertauchen. In seinem Versteck wird Billy die junge Alice eines Nachts buchstäblich vor die Füße geworfen. Sie ist Opfer einer Gruppenvergewaltigung und Billy nimmt sich ihrer an. Zunächst nur um die Polizei nicht bei sich herumschnüfffeln zu haben. Doch die beiden vom Schicksal angeschlagenen Menschen kommen sich näher. Gemeinsam gehen sie auf eine Reise um ihr Schicksal zu erfüllen.
Stephen King hat mit "Billy Summers" ein wirklich fesselndes Buch geschrieben. Besonders gut haben mir die tollen Personen gefallen, selbst die Nebenfiguren, die einem direkt vor Augen stehen. Mit Billy und Alice leidet man sofort mit - die Geschichte lässt einen nicht mehr los. Ein Buch, welches ich in einem Rutsch verschlungen habe. Perfekt für ein verregnetes Wochenende!
zum Produkt € 14,00*
Geschichten aus den Bergen sind für mich immer wieder faszinierend. Sehnsucht nach Höhe und weiten Aussichten macht sich breit.
Auf dem Innerleit-Hof auf 1670 Metern Höhe lebt die Familie Breitenberger und versucht dort, dem Land am Fels alles an Ernte abzugewinnen, was nur möglich ist.
1944 stirbt der Vater von Rosa, die dann als junge Frau den Hof allein bewirtschaftet - ohne Hoffnung, dass ihr Mann oder ihre Brüder aus dem Krieg heimkehren könnten. So erinnert sich Rosa an die Gespräche mit Ihrem Vater, der ihr alles über das Bewirtschaften des Bodens am Berg erzählt hat. Die Menschen, die ihre Höfe unterhalb des Innerleits bewirtschaften, schauen bewundernd auf den so hoch gelegenen Hof und auf Rosa, die dort den harten Arbeitsalltag stemmt.
Die Herausforderungen wachsen und bald reicht der Ertrag nicht mehr für den Lebensunterhalt einer Bergbauernfamilie aus. Als viele Jahre später Rosas Enkel mit seiner Frau Franziska den Innerleit-Hof übernimmt, wird dieser durch Ferienwohnungen erweitert. So entsteht nach und nach - erst widerwillig, dann aber als kleineres Übel - der Bergtourismus. Die Städter lieben die Idylle, die Bauernfamilien kämpfen ums Überleben.
Die Frauen der Familie Breitenberger, allen voran Rosa, sind beeindruckende Persönlichkeiten. Die innere Zerrissenheit von Franziska, die dem Spagat zwischen Familie, Hof und Ferienwohnung irgendwann nicht mehr gewachsen ist, macht dieses Buch zu etwas ganz Besonderem.
Jarka Kubsova erzählt so eindringlich, dass ich beim Lesen oft an meine Urlaubserlebnisse als Kind in den Bergen erinnert wurde und zeigt doch auch so unausweichlich auf, dass Fortschritt nicht alles sein kann.
zum Produkt € 20,00*
4 Katzen, 4 Menschen und ein Hund: „Ich erinnere mich noch an jenes glückliche Zeitalter, in dem es keine Einsamkeit gab. Damals war alles noch eins.“
Taumelnd instinktiv wandeln die vier menschlichen Protagonistinnen durch ihr Leben. Eine nach der anderen treffen wir sie in ihren aktuellen Lebenssituationen. Dabei werden die Themen Liebe, Kunst, Tod und Einsamkeit zu einem Erzählnetz verwoben, in dem alle, wenn auch nicht durch persönliche Begegnungen, letztlich zu einer Gemeinschaft zusammengeführt werden. Wie das geht? Sie machen Bekanntschaften mit charismatischen Katzen in der ihnen gemeinsamen Nachbarschaft. Da ist zum Beispiel Chobi, der kleine verlassene Kater, der mit Miju die Zerbrechlichkeit der Liebe erlebt, Cookie, die Aoi in ihrer Depression begleitet und John, der irgendwann seine Hundehütte verlassen muss.
Mit "Das Geschenk eines Regentages" laden die Animekünstler Makoto Shinkai und Naruki Nagawaka auf eine kurzweilige Reise ein. Die klare und bündige Sprache lud mich dazu ein, innere Animebilder entstehen zu lassen. Einen Roman mit Tieren in den Hauptrollen zu lesen, lag mir als Erwachsene lange fern, aber dieser öffnete mich wieder und versüßte mir einen verregneten Nachmittag in diesem Frühsommer.
Empfehlung von Jana van Wahden
zum Produkt € 22,00*
Im Mittelpunkt des Romans stehen drei ungleiche Freunde: Der vorsichtige Carl, der Draufgänger Artur und die unangepasste Isi. Sie wünschen sich mehr vom Leben als die starre Gesellschaftsordnung zu Beginn des 20. Jahrhunderts für sie vorsieht. Mit List, Charme und Beharrlichkeit lassen sie ihre Träume Wirklichkeit werden, kaum jemand in ihrer westpreußischen Heimatstadt Thorn kann die drei Jugendlichen aufhalten. Doch dann trennt der 1. Weltkrieg ihre Wege und jede:r ist auf sich allein gestellt.
Andreas Izquierdo erzählt warmherzig und liebevoll von einer großen Freundschaft und vom Erwachsenwerden in schwierigen Zeiten. Er lässt uns in eine Welt eintauchen, die kaum mehr als 100 Jahre zurückliegt und doch so fern ist. Kapitel für Kapitel wechselt die Geschichte zwischen den Schicksalen der drei Freunde, die sich der Ungerechtigkeit und den Härten ihrer Zeit stellen müssen. Manche Situationen erleben wir so aus unterschiedlichen Perspektiven. Das sorgt für einen erzählerischen Sog, eine Spannung, die es schwierig macht, das Buch aus der Hand zu legen.
Ich empfehle „Schatten der Welt“ allen, die gerne interessante Lebensgeschichten lesen. Die sympathischen Charaktere, der fesselnde Erzählstil und der Einblick in eine Zeit, mit der ich mich bisher wenig befasst hatte, haben mir gut gefallen.
zum Produkt € 14,00*
„Das Museum der Welt“ von Christoph Kloeble ist zugleich fesselnde Abenteuergeschichte, historischer Roman, Reise- und Entdeckungsbericht, Spionagethriller und Entwicklungsroman.
Ein Buch, bunt und schillernd wie der indische Subkontinent, den die Brüder Schlagintweit Mitte des 19. Jahrhunderts im Geiste Humboldts vermessen und katalogisieren wollen. Um diese wenig bekannte, aber historisch belegte Forschungsexpedition rankt sich der Roman, der auch den anonymen einheimischen Mitreisenden ein Gesicht und eine Stimme gibt. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Bartholomäus, einem außergewöhnlich begabten Waisenkind. Unfreiwillig begleitet das Sprachentalent die Schlagintweits als Übersetzer auf der langen und gefährlichen Reise durch Indien und den Himalaya. Sein offener und scharfer Blick zeigt die deutschen Forscher, die englischen Kolonialherren und sein eigenes Land aus einer ungewohnten Perspektive.
Mich begeistert der Roman, weil er ein großartiges Lesevergnügen mit Witz, Tempo und Hintersinn bietet und dabei die Wurzeln und Folgen der Kolonialisierung hinterfragt.
zum Produkt € 14,00*
Ein kleines, sehr feines Buch. Nur 163 Seiten, und das ist genau richtig.
Nachdem ich von „Loyalitäten“ begeistert war, habe ich mich sehr auf dieses schmale Bändchen gefreut. Ich durfte Michka kennenlernen, eine alte Dame, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Sie bekommt regelmäßig Besuch von Marie, einer der Erzählerinnen dieses Romans. Anfangs konnte ich mir ein Schmunzeln über die Gespräche der beiden nicht verkneifen. Michka leidet an Aphasie. Sie bringt Wörter durcheinander oder kreiert neue Begriffe. Nach mehreren Stürzen lässt sich nicht abwenden, dass sie nicht mehr allein leben kann.
Im Heim tritt Jerome, der Logopäde, in das Leben von Michka. Auch er wird zum Erzähler. Wie ist es, seine Selbständigkeit aufgeben zu müssen? Wie ist das Gefühl, sich nicht mehr mitteilen zu können? Welches Gefühl liegt oben, wenn man nicht mit sich im Reinen ist und glaubt etwas sehr wichtiges versäumt zu haben?
Delphine de Vigan hat es geschafft, einen kleinen Roman über das große Gefühl der Dankbarkeit zu schreiben und über das Altern. Ungeschönt, zärtlich und empathisch, aber nicht trostlos.
zum Produkt € 12,00*
Paris, 1885. Im Krankenhaus Salpêtrière wird Medizingeschichte geschrieben. Vor den Augen von Fachkollegen aus aller Welt und der staunenden Pariser Öffentlichkeit demonstriert Professor Charcot die neuesten Fortschritte der Neurologie. Fasziniert verfolgt das Publikum, wie er seine „hysterischen“ Patientinnen mit Hypnose behandelt…
Soweit die bekannte Geschichte, die Victoria Mas aus einer anderen Perspektive lebendig werden lässt. In einer leichtgängigen, klaren Sprache bringt sie eine dunkle Seite der kultivierten, fortschrittlichen Pariser Welt der Belle Epoque ans Licht. In ihrem Roman bekommen die Frauen ein Gesicht, auf die sich Charcots Ruhm gründet, die Patientinnen, die in der Salpêtrière behandelt und vorgeführt werden. Mit Empathie und zugleich einem klaren Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse lässt uns Victoria Mas am Leben, an den Wünschen und Träumen dieser Ausgestoßenen, Verachteten, „Verrückten“ teilhaben. Sie zeichnet das Bild einer Welt, in der Männer das Leben von Frauen fast vollständig bestimmen, in der jeder Versuch, die vorgegebenen Grenzen zu überschreiten, gefährlich ist und in der Nervenklinik enden kann. Sie zeigt aber auch, wie die Frauen in ihrem Leben außerhalb der Norm Solidarität und Würde bewahren.
Ein gut recherchierter, tiefgründiger historischer Roman – mein Tipp für alle, denen „Das Haus der Frauen“ von Laetitzia Colombani gefallen hat.
zum Produkt € 12,00*
Paula hat vor zwei Jahren ihren kleinen Bruder verloren. Seitdem steht ihr Leben still. Bei einem ersten, vorsichtigen Versuch, sich ihrer Trauer zu stellen, besucht sie sein Grab. Nachts, weil sie sich unbeobachtet wohler fühlt. Auf dem Friedhof trifft sie auf den knurrigen Rentner Helmut. Zunächst nicht ganz freiwillig sind die beiden von diesem Moment an gemeinsam unterwegs, auf einer Reise in Helmuts Vergangenheit….
Eine Geschichte über Tod, Trauer und Abschiednehmen, die die ernsten Themen ernst nimmt, dabei ungeheuer komisch ist und mich sehr berührt hat. Weil sie auch davon handelt, ins Leben zurückzufinden, und von zwei sehr speziellen Menschen, die sich nahe kommen, obwohl sie es mit Nähe eigentlich nicht so haben.
Für alle, die ein richtig tolles Buch voller Leben lesen möchten, zum Lachen und Weinen. Die wissen möchten, wie sich Depression von innen anfühlen kann. Die Roadtrip-Stories mögen und kauzige Charaktere
zum Produkt € 13,00*
Grotesk, bizarr, meschugge (jiddisch für verrückt): Wer sich auf Motti Wolkenbruch einlässt, dieses ehemals jüdisch-orthodoxe Muttersöhnchen in Thomas Meyers irrwitzigem Roman, der kann sich auf die ganz, ganz großen Themen aller Verschwörungstheoretiker gefasst machen. Geklärt wird unter anderem, in welchen unterirdischen Katakomben die Nazis seit 1945 wirklich überlebt haben, was ein schwuler Orangenpflücker mit der jüdischen Weltverschwörung zu tun hat und wo der weltweit wohl einzige PKW mit Forellenturbinenantrieb fährt (übrigens ein Subaru). Klingt bekloppt? Ist es auch - und gerade deshalb ein großer Lesespaß. Wie gut, dass Autor Thomas Meyer einst sein Studium abbrach und nicht Jurist wurde! Sonst hätten wir nie erfahren, wie die Weltgeschichte wirklich abgelaufen ist. Das richtige Buch für eine Zeit, in der Fake News und Verschwörungstheorien gerade wieder groß in Mode sind.
Empfehlung von Armin Himmelrath
zum Produkt € 12,00*
Der Debütroman der indischen Autorin Deepa Anappara, „Die Detektive vom Bhoot-Basar“, zeigt die Welt aus den Augen des Jungen Jai. Aus den Detektivspielen des Neunjährigen und seiner Freunde wird bitterer Ernst, als in ihrer Nachbarschaft immer mehr Kinder spurlos verschwinden. Von Seiten der Polizei ist keine Hilfe zu erwarten, und so nehmen Jai und seine Freunde die Ermittlungen selbst in die Hand. Anapparas Detektivgeschichte bietet nicht nur einen spannenden Kriminalfall, der auf Tatsachen beruht, sondern auch einen Einblick in die Lebensverhältnisse im heutigen Indien, die sozialen und religiösen Spannungen, Korruption und extreme Ungleichbehandlung von Arm und Reich. Trotz des ernsten Hintergrundes hält der Roman einen positiven Grundton, dank der wunderbar lebensfrohen, hartnäckigen jungen Ermittler.
zum Produkt € 12,00*