Alle sechs bis acht Wochen stellen wir hier abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das, weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.
Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.
Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auch auf neue Teilnehmer*innen.
Beim 30. Lesekreis Mitte Oktober sprechen wir über:
Emily Segal
Rückläufiger Merkur
übersetzt von Cornelia Röser
Emily, Trendforscherin und Erzählerin dieses bestechend klugen Romans, entschlüsselt die kulturellen Codes der Gegenwart, um der Zukunft auf die Spur zu kommen. Dabei erscheint ihre eigene Zukunft im rezessionsgeplagten New York nur wenig verheißungsvoll. Eine Chance, ihre literarischen Ambitionen zu verfolgen und zugleich einer prekären finanziellen Lage zu entkommen, bietet ihr schließlich das Start-up eXe. Die Firma hat sich der ominösen Aufgabe verschrieben, das Internet mit einer neuen Bedeutungsschicht zu überziehen, und heuert Emily als Markenstrategin an. Kurzerhand macht sie ihren Job zur künstlerischen Praxis und sieht sich gleichzeitig mit den Widersprüchen einer bizarren Unternehmenskultur konfrontiert, in der neue Arbeitsformen auf alte Machtverhältnisse treffen. Rückläufiger Merkur ist der Künstler*innenroman der New Economy, in der Arbeit und Privatleben, kreative Selbstverwirklichung und kommerzieller Erfolg, Kunstprojekt und Marketingkampagne untrennbar miteinander verwoben sind. Mit Scharfsinn und feiner Ironie erkundet Emily Segals Roman das komplizierte Verhältnis zwischen Selbstbehauptung und Mitläufertum im sinnentleerten Kapitalismus des frühen 21. Jahrhunderts.
Emily Segal, 1988 in New York geboren, lebt als Künstlerin, Autorin und Trendprognostikerin in Los Angeles. Sie ist Mitbegründerin des Beratungsunternehmens Nemesis und des Verlags Deluge Books. Als Mitglied des Künstlerkollektivs K-HOLE prägte Segal den für die 2010er-Jahre popkulturell einflussreichen Begriff »normcore«. Mercury Retrograde ist ihr erster Roman.
Fang Fang
Wütendes Feuer
übersetzt von Michael Kahn-Ackermann
Von der Autorin des Wuhan Diary: Ein großer, aufrüttelnder Roman über die Unfreiheit von Frauen im modernen China Nicht lang ist es her, da schien Yingzhi die Welt offen zu stehen: Aufgewachsen im ländlichen China hatte sie es geschafft, als Sängerin in einer kleinen Band bekannt zu werden. Ihr Traum von einem freien und selbstbestimmten Leben war zum Greifen nah, bis eine Affäre alles zum Einsturz bringt. Yingzhi wird schwanger und ist gezwungen, den Vater des Kindes zu heiraten und in sein Elternhaus einzuziehen - so will es die Tradition. Als die Schulden ihres spielsüchtigen Mannes zu hoch werden und Yingzhi Geld verdienen soll, öffnet sich ein kleines Fenster, das ihr einen kurzen Blick auf die Freiheit schenkt. Doch dann gerät ihr eine kleine Unbedachtheit zum Verhängnis und gipfelt in einer Katastrophe für sie und ihre ganze Familie.
Fang Fang ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Chinas. Sie wurde 1955 geboren und lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr in Wuhan. In den letzten 35 Jahren hat sie eine Vielzahl von Romanen, Novellen, Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht. Stets spielten die Armen und Entrechteten in ihren Werken eine große Rolle. 2016 veröffentlichte sie den von der Kritik gefeierten Roman Weiches Begräbnis, für den sie mit dem renommierten Lu-Yao-Preis ausgezeichnet wurde.
Der Übersetzer Maximilian Murmann und Antje Rávik Strubel, Autorin des Nachworts, im Gespräch mit Verleger Sebastian Guggolz
Die finnische Autorin Eeva-Liisa Manner (1921–1995) ist hierzulande noch fast unbekannt. In Finnland kennt man sie heute vor allem als die Dichterin, die in den 1950er Jahren die Moderne ins Land brachte. 1951 schrieb sie den Roman »Das Mädchen auf der Himmelsbrücke«, der auf ihren Kindheitserinnerungen in der karelischen Stadt Viipuri basiert. Manner erzählt mit magischer bildreicher Sprachkraft eine tieftraurige aber ebenso beglückende Erzählung aus der Sicht der neunjährigen Leena, die sich allein gelassen und unverstanden fühlt und der Welt abhandengekommen ist. Als sie bei ihren einsamen Streifzügen durch die Küstenstadt in einer Kirche mit Orgelmusik von Bach in Berührung kommt, erfährt Leena eine starke und erlösende Erschütterung, nach der nichts mehr bleiben kann wie zuvor.
Maximilian Murmann und Antje Rávik Strubel werden im Gespräch mit dem Verleger Sebastian Guggolz von ihrem persönlichen Blick auf Eeva-Liisa Manner und den Roman berichten und viele Gründe dafür liefern, warum die Autorin und ihr Roman genau jetzt entdeckt werden sollten.
»In Manners literarischem Universum hört Erfahrung nicht an den Grenzen des Wirklichen auf. Schon in diesem ersten berührenden Prosawerk bringt sie zur Sprache, was in wiederkehrenden Metaphern des Wassers, des Lichts und der Echos in ihrem Gesamtwerk zum Ausdruck kommt: Wie lückenhaft das, was wir für wirklich halten, tatsächlich ist.«
Antje Rávik Strubel
Die Veranstaltung wird durch die großzügige Unterstützung des Finnland-Instituts in Deutschland ermöglicht sowie durch den Verein Das finnische Buch.
an alle orte, die hinter uns liegen
Eine Frau steht drei Elefanten in einem deutschen Zoo gegenüber. Es ist Sinthujan Varatharajahs Mutter. Die Frau, eine Asyl suchende Tamilin, und die Elefanten haben etwas gemeinsam: Sie haben eine weite Reise hinter sich. Alle vier wurden verschleppt oder vertrieben und treffen in einem sogenannten Elefantenhaus aufeinander.
Von diesem Moment aus begibt sich Sinthujan Varatharajah auf eine intensive Spurensuche und verknüpft Augen öffnend Aspekte globaler Kolonialismen mit europäischer Asylpolitik.
Mit großer Klarheit stellt Sinthujan Varatharajah grundsätzliche Gewissheiten infrage und wählt dabei einen persönlichen Zugang, der sich ins Gedächtnis brennt.
Sinthujan Varatharajah lebt als freie:r Wissenschaftler:in und Essayist:in in Berlin, wo sie:er die Veranstaltungsreihe "dissolving territories: kulturgeographien eines neuen eelam" kuratiert. Sie:er studierte Politische Geographie und war mit der Forschungs- und Kunstinstallation "how to move an arche" Teil der 11. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst. 2017 –2018 war sie:er Vorstandsmitglied des Beirats für Asylfragen der Europäischen Kommission und arbeitete über mehrere Jahre hinweg für verschiedene Menschenrechtsorganisationen in London und Berlin.
Kommt ganz unkompliziert vorbei! Wir freuen uns auf ein kleines Get-together, es wird ein kurzes Gespräch geben und Sinthujan wird Bücher signieren.
Die Wunder
Aus dem Spanischen von Susanne Lange
Darum gehts im Roman:
Noch nie sind sie sich begegnet: María und Alicia, Großmutter und Enkelin. Die Ältere kommt Ende der Sechziger einer Schande wegen nach Madrid, arbeitet als Kindermädchen, als Hausangestellte, der komplette Lohn fortan bestimmt für die zurückgelassene, fast unbekannte Tochter. Die Jüngere flieht Jahrzehnte später in die Stadt, von einer Tragödie um ihre Herkunft und den Schlaf gebracht. María und Alicia, beide führen sie ein Frauenleben, beiden fehlt das Geld. Und damit die Zuversicht und das Vertrauen. In sich selbst, ihre Männer, dieses Land, in dem sich alles verändert zu haben scheint, bis auf das eigene Elend. Und plötzlich fordert jede auf ihre Weise die hergebrachte Ordnung heraus.
Als literarische Ausnahmeerscheinung gefeiert, wurde ihr Sensationsdebüt blitzschnell zum Klassiker einer neuen Generation. Elena Medel schreibt darin die jüngere Geschichte Spaniens aus Sicht der vergessenen Hälfte. Die Wunder ist ein eleganter feministischer Bildungsroman über die herrschenden Kräfte, über das Geld, das Begehren, die Mutterliebe, und wie sie als Waffen seit jeher gegen die Frauen verwendet werden. Augenöffnend und wunderschön.
Wir freuen uns, dass Elena Medel bei uns zu Gast sein und ihren Roman vorstellen wird.
Der Abend wird moderiert von Victoria Eglau.
Den deutschen Text liest Luise Wolfram.
Die Veranstaltung findet auf Spanisch und Deutsch statt.
Autorinnenfoto: ©Laura C Vela
Wir danken dem Instituto Cervantes und dem Suhrkamp Verlag für die großzügige Unterstützung bei dieser Veranstaltung.
Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2022:
Unter dem Motto "Sprühende Kreativität" präsentiert das diesjährige Gastland Spanien Entwicklungen und Strömungen im literarischen und kulturellen Leben, insbesondere die aktuelle Literatur und Kreativindustrie.
Was macht es mit dir, in eine fremde Stadt zu kommen? Wie fängst du das Leben dort an? Und wie schaffst du es, deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft in Einklang zu bringen?
Der britisch-ugandische Autor Musa Okwonga erzählt in seinem autofiktionalen Roman "Es ging immer nur um Liebe" davon, wie es ist, in Berlin anzukommen und sich dort als Person of Colour zurechtzufinden, wie es ist, Freund*innen zu finden, Fußball zu spielen, sich zu verlieben und wieder zu trennen, die Magie des Voodoos zu erfahren, Kuchen zu essen und als Autor zu arbeiten. Es ging immer nur um Liebe ist ein berührender, persönlicher und poetischer Text über Dating, Liebe und Sexualität, über Rassismus und Entfremdung, über Verlust und Selbstakzeptanz. Und über die Suche nach einer Heimat, nach einem Ort, an dem man sich wohl und geborgen fühlt und an dem Hautfarbe keine Rolle spielt, irgendwo zwischen Uganda, London und Berlin.
Aus dem Englischen wurde es übersetzt von Marie Isabel Matthews-Schlinzig.
Moderation: Daniel Beskos
Eine Lesung und Gespräch über Liebe, Fiktion, Trauer und die besten Orte Berlins, an denen man Schnitzel essen kann.
Musa Okwonga, geboren 1979 in London, ist ein britisch-ugandischer Schriftsteller, Journalist und Musiker. Okwanga verfasste zahlreiche Essays und Artikel über Kultur, Rassismus, Gender, Musik, Sport, Politik und Technik. Seine Texte erschienen unter anderem in The Economist, The Guardian, The Independent, The New Statesman und The New York Times, aber auch in der Zeit und der taz. Über Fußball hat er zwei Bücher veröffentlicht, außerdem einen Lyrikband. Seit 2014 lebt er in Berlin-Friedrichshain.
Auf Twitter und Instagram folgen ihm über 100.000 Menschen.
»Er macht das, was die besten Autoren tun: Er schreibt mit dem Herzen. Ich bin Fan.«
Ed Sheeran
»Musa ist präzise und allumfassend zugleich. Seine Poesie ist intim und klug, leidenschaftlich und schön.«
Kae Tempest
»Faszinierend und tief bewegend. Klug, großzügig und erschütternd präzise.«
Elif Shafak
Autorenfoto: ©Phil Dera
Martin Kordić im Gespräch mit seiner Lektorin Juliane Schindler.
Zum Buch:
Ein zärtlicher und mitreißender Roman über Machtverhältnisse und über die Frage nach dem Gleichgewicht der Welt.
Željko, der von allen »Jimmy« genannt wird, ist fünfzehn, als er sich in Martha verliebt. Sie ist Professorin in Heidelberg, er lebt mit seinen Eltern und Geschwistern zu fünft in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen. Martha hat, was Željko sich sehnlichst wünscht: Bücher, Bildung und Souveränität. Mit Martha besucht er zum ersten Mal ein Theater, sie spricht mit ihm, wie sonst niemand mit ihm spricht. Mit Marthas Liebe wächst Željkos Welt. Doch welche Welt ist es, die er da betritt und wen lässt er dafür zurück? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Begehren und Ausbeutung?
»Wie macht er das nur? Dass in dieser Liebesgeschichte all das erzählt wird, was es über das ›Einwanderungsland Deutschland‹ zu sagen gäbe, all die Hierarchien, Schmerzen und Spuren, herrlich beiläufig und furchtlos zielgenau.« Lena Gorelik
Foto Martin Kordić: ©Peter Hassiepen
Die Abendkasse öffnet um 19 Uhr. Wir freuen uns auf euch!
Alle sechs bis acht Wochen stellen wir hier abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das, weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.
Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.
Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auch auf neue Teilnehmer*innen.
Beim 29. Lesekreis Mitte August sprechen wir über:
Corregidora von Gayl Jones
übersetzt aus dem Englischen von Pieke Biermann
Die größte vergessene Schriftstellerin Amerikas! Kentucky 1947: Jeden Abend singt Ursa in Happy's Café den Blues. Die Männer hängen an ihren Lippen. Denn Ursas Gesang handelt vom Schmerz und vom Bösen. Er gilt Corregidora, einem Sklavenhalter des vergangenen Jahrhunderts, der gleichzeitig ihr Großvater und Urgroßvater ist. Diesen Fluch muss Ursa überwinden. Nur wenn sie in ihrem Takt singt, wenn sie auf ihre Art liebt, wenn sie endlich zu sich kommt, kann sie Corregidora bannen. - Ein zutiefst ergreifender Roman über die Schmach des amerikanischen Erbes und die Sehnsucht nach Selbstbehauptung. Historisch relevant und literarisch herausragend: Dieser Roman machte den Weg frei für Toni Morrison, Alice Walker oder Colson Whitehead. Grandios übersetzt von Pieke Biermann.
Gayl Jones wurde 1949 in Kentucky geboren, wo sie auch heute noch zurückgezogen lebt. Sie hat am Wellesley College und der University of Michigan gelehrt. Corregidora ist ihr erster Roman, der 1975 in den USA erschien. Ihr zweiter Roman Evas Mann aus dem Jahr 1976 wird 2023 im Kanon Verlag erscheinen.
und
Zeitzuflucht
von Georgi Gospodinov
aus dem Bulgarischen übersetzt von Alexander Sitzmann
»Große, große Literatur.« Sandra Kegel in 3sat, Buchzeit »Sein beseeltestes und umwerfendstes Buch.« Dave Eggers »Das Buch der Stunde.« Deutschlandfunk
»Der Roman steht in einem besonderen Regal in meiner Bibliothek, das ich für Bücher reserviere, die ich immer wieder lesen muss.« Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk »Intelligent und berührend.« The New York Times
In Georgi Gospodinovs Roman trifft der Erzähler auf Gaustine, einen Flaneur, der durch die Zeit reist. In Zürich eröffnet Gaustine eine »Klinik für die Vergangenheit«, eine Einrichtung, die Alzheimer-Kranken eine inspirierende Behandlung anbietet: Jedes Stockwerk ist einem bestimmten Jahrzehnt nachempfunden. Patienten können dort Trost finden in ihren verblassenden Erinnerungen. Aber auf einmal interessieren sich auch immer mehr gesunde Menschen dafür, in die Klinik aufgenommen zu werden, in der Hoffnung, den Schrecken der Gegenwart zu entkommen. Und schließlich sind es sogar ganze Länder, die Gaustines Idee von den Vergangenheitsräumen folgen werden, und in frühere Zeiten zurückkehren wollen... Ein glänzender, hochpolitischer Roman, durchzogen von dunklem Witz, der uns eine neue Art eröffnet, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenzudenken.
Georgi Gospodinov wurde 1968 in Jambol, Bulgarien, geboren. Einem großen internationalen Publikum wurde er mit seinem ersten Roman bekannt, dem "Natürlichen Roman" (1999) sowie dem Roman "Physik der Schwermut" (2014), die in mehr als zwanig Sprachen übersetzt wurden. Gospodinov wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. zweifach mit dem bulgarischen Buchpreis, dem Jan Michalski-Preis und dem Usedomer Literaturpreis. Er lebt und arbeitet in Sofia.
Alle sechs bis acht Wochen stellen wir hier abends ein paar Stühle im Kreis auf und feiern mit euch das, weshalb wir diesen Beruf auch gewählt haben: den intensiven Austausch über Literatur.
Wir wollen unserem Lesen noch genauer auf den Grund gehen, wollen Bücher auf noch mehr prüfen als allein auf ihre Form und ihren Inhalt.
Im Austausch mit anderen hat eine Lektüre so viel mehr Seiten, als wir allein je entdecken könnten.
Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auch auf neue Teilnehmer*innen.
Beim 28. Lesekreis Anfang Juli sprechen wir über:
Rot (Hunger) von Senthuran Varatharajah
Über die Einsamkeit des Körpers und unsere Sprache der Liebe Unsere Sprache der Liebe ist eine kannibalische Sprache. Wir sagen: Ich habe Dich zum Fressen gern. Ich will Dich auffressen. In seinem zweiten Roman erzählt Senthuran Varatharajah zwei Geschichten, die zu einer werden. Die Geschichte eines Jahres, nach einer Trennung, und die Geschichte eines Tages: vom 9. März 2001, an dem A in seinem Haus in Rotenburg B, wie zuvor vereinbart, tötet, zerteilt und Teile von ihm isst. Mit lyrischer Intensität und philosophischer Strenge erzählt »Rot (Hunger)« davon, dass der Mensch, den wir lieben, immer zu weit entfernt ist. Und davon: dass er immer fehlt, auch wenn er vor uns steht. Das ist eine Liebesgeschichte. Mit diesem Satz beginnt der Roman.
Senthuran Varatharajah, geboren 1984 in Jaffna, Sri Lanka, studierte Philosophie, evangelische Theologie und vergleichende Religions- und Kulturwissenschaft in Marburg, Berlin und London. 2016 erschien sein Debütroman »Vor der Zunahme der Zeichen«, der mehrfach ausgezeichnet wurde. Senthuran Varatharajah lebt in Berlin.
und
Singe ich, tanzen die Berge von Irene Solà, aus dem Katalanischen übersetzt von Petra Zickmann.
Gewitterwolken schürfen über den Rücken der Pyrenäen und ein Blitz erschlägt den dichtenden Bauern Domènec, dessen junge Frau Sió mit ihrem Schwiegervater und ihren Kindern allein zurückbleibt. Doch das Leben geht weiter. Teilnahmslos beobachten die Berge das Werden und Vergehen derer, die dort leben. Die junge katalanische Schriftstellerin Irene Solà, die für diesen Roman 2020 mit dem Europäischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde, erschafft und belebt eine vielstimmige und poetische Welt, erzählt durch starke Frauen und mystische Stimmen von Großeltern, Eltern, Kindern, Tieren, Geistern, dem Wald und den Wolken. Sie alle bilden diese Geschichten, die auf eine schöne und magische, aber auch tragische Art und Weise miteinander verbunden sind. Alle vereint im Kreislauf von Geburt, Leben und Tod. Solà erzählt die Geschichte der Berge, die die Erinnerung an Jahrhunderte, an geologische Epochen, politische Konflikte und die Verbindung mit der Natur umfasst.
Irene Solà wurde 1990 in Malla geboren, einem Dorf mit ein paar hundert Einwohnern in der Nähe der Stadt Vic, in der Provinz Barcelona. Sie studierte an der Akademie der Künste in Barcelona und hat einen Master-Abschluss in Literatur, Film und visueller Kultur. Im Jahr 2012 veröffentlichte sie den Gedichtband Bèstia, 2017 folgte ihr erster Roman Els dics. Mit ihrem zweiten Roman, Canto jo i la muntanya balla ("Singe ich, tanzen die Berge"), wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Europäischen Literaturpreis 2020. Derzeit wird der Roman in über 21 Sprachen übersetzt.
Alexander Elspas (Verleger der Büchergilde Gutenberg) und Clara Scheffler (Gestalterin) im Gespräch mit Magda Birkmann
Seit mittlerweile drei Jahren ist das Ocelot nun Partnerbuchhandlung der Büchergilde Gutenberg und die wunderschön gestalteten, sorgfältig kuratierten Bücher der Verlagsgenossenschaft haben einen Ehrenplatz bei uns im Laden direkt gegenüber der Kasse, wo sie seither das Interesse zahlreicher neuer und alter Kund*innen wecken. Nun konnten wir den Büchergilde-Verleger Alexander Elspas höchstpersönlich sowie die Buchgestalterin Clara Scheffler für ein Werkstattgespräch im Ocelot gewinnen. Wir sprechen an dem Abend nicht nur über die Geschichte des Verlags und die Idee hinter dem Genossenschaftsprinzip, sondern werden vor allem auch erfahren, wie das erlesene Programm der Büchergilde ausgewählt wird, wie die aufwändig gestalteten illustrierten Ausgaben, für die die Büchergilde so berühmt ist, zustande kommen und was es mit dem Büchergilde-Gestalterpreis auf sich hat.
Die Veranstaltung richtet sich nicht nur an Leute, die bereits Büchergilde-Mitglieder sind, sondern an alle, die es nach unserem gemeinsamen Abend dann ganz bestimmt bald werden wollen.
Die Stiftung Buchkunst lädt zur Weltpremiere der "Schönsten Deutschen Bücher 2022". Die frisch gekürten Prämierten werden im Rahmen der Release Night bei uns im ocelot erstmals bekannt gegeben und ausgestellt. Stoßen Sie mit uns an, kommen Sie mit den Macher:innen der Bücher ins Gespräch und blättern Sie in Ruhe durch Deutschlands Schönste!
Als eine Institution für Kulturvermittlung verfolgt die Stiftung Buchkunst einen gesellschaftlichen Auftrag: Sie fördert das vorbildlich gestaltete Buch. Mit drei Wettbewerben macht sie schöne Bücher sichtbar: "Die Schönsten Deutschen Bücher", "Förderpreis für junge Buchgestaltung" und "Best Book Design from all over the World".
Schöne Bücher sind geprägt von guter Lesetypografie. Von gelungenen Ausstattungsmerkmalen, sorgfältig ausgewählten Papieren, die im Zusammenklang in Farbe und Haptik zum Inhalt passen. Von mutigen wie angemessenen Layouts. Und von höchster Qualität in der Verarbeitung. Die Jurys aus Gestalter:innen, Verlagsexpert:innen und Hersteller:innen sind unabhängig und werden jährlich neu besetzt. Sie diskutieren über die gestalterische Konzeption, Schriftwahl, Schriftgröße – also über gute Lesbarkeit – ebenso wie über die Qualität der Fotografien oder Illustrationen, die Gestaltung der Doppelseite und die Covergestaltung. Die Gesamtwirkung eines Buches steht im Mittelpunkt der Juryarbeit. Und so setzen die jährlich "schönsten Bücher" Orientierungspunkte in einer sich stets rasant ändernden Buchlandschaft.